Ein Studienabbruch ist kein persönliches Scheitern, sondern oft ein mutiger Schritt in Richtung Klarheit. Viele Studierende erleben während ihres Studiums Überforderung, Prüfungsangst, Selbstzweifel oder eine anhaltende psychische Belastung. Auch fehlende Motivation zum Lernen kann ein Warnsignal sein, dass es Zeit für einen neuen Weg ist.
Was viele nicht wissen: Ein Studienabbruch ist keine Ausnahme, sondern Realität für viele. Und du bist mit diesen Gedanken nicht allein.
Studienabbruch – was sagen die Zahlen?12
Zahlen aus dem DZHW-Brief 05|2022 und vom Statistischen Bundesamt machen deutlich:
- 28 % der Bachelorstudierenden in Deutschland brechen ihr Studium ab.
- Bereits nach drei Semestern liegt die Studienabbruchquote bei 12 %.
- An Universitäten beträgt sie 35 %, an Fachhochschulen 20 %.
- Besonders betroffen: Mathematik, Natur- und Geisteswissenschaften.
- Weniger betroffen: Medizin, Sozialwesen, Lehramt.
- Bei internationalen Studierenden liegt die Quote bei bis zu 49 %.
Diese Daten zeigen: Ein Studienabbruch ist keine Seltenheit – sondern Teil vieler Bildungswege.
Warum es zum Studienabbruch kommt?
Ein Studienabbruch ist selten die Folge einer einzelnen Entscheidung. Vielmehr kommen oft mehrere Belastungen zusammen:
- Leistungsdruck, Zeitdruck, Konzentrationsprobleme
- Prüfungsangst, Selbstzweifel, Versagensangst
- Mentale Erschöpfung, Burnout, psychische Belastung
- Einsamkeit, fehlende Unterstützung, finanzielle Unsicherheit
- Fehlende Studienmotivation oder Zweifel an der Studienwahl
Laut DZHW nannten 61 % der Befragten folgende Hauptgründe für den Studienabbruch:
→ Leistungsprobleme (30 %), fehlende Motivation (17 %), Wunsch nach Praxisnähe (15 %)3
Studienabbruch oder eine Alternative?4
Wenn du über einen Studienabbruch nachdenkst, ist das kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Ausdruck von Selbstreflexion. Die folgenden Gedanken zeigen häufige Zweifel – und Wege daraus:
- „Das ist mir zu theoretisch.“
→ Ein duales Studium oder eine Fachhochschule bietet mehr Praxis. - „Ich komme mit dem Stoff nicht klar.“
→ Neue Lernmethoden und strukturierte Unterstützung können helfen, einen Studienabbruch zu vermeiden. - „Ich habe Angst zu versagen.“
→ Es gibt Hilfe bei Prüfungsangst – durch Beratung, Coaching oder therapeutische Begleitung. - „Ich bin erschöpft.“
→ Deine mentale Gesundheit hat Priorität. Gönn dir Pausen und nimm Angebote zur Stressbewältigung an. - „Mir fehlt die Motivation zum Lernen.“
→ Vielleicht liegt es am Fach, vielleicht an äußeren Umständen. Ein Gespräch bringt Klarheit. - „Ich bin überfordert.“
→ Wende dich an die Studienberatung – du bist mit deiner Überforderung nicht allein. - „Ich weiß nicht, wie es weitergeht.“
→ Auch das ist okay. Der nächste Schritt reicht. Es muss nicht gleich ein kompletter Plan sein.
Du bist nicht allein mit dem Gedanken an einen Studienabbruch
Manchmal fühlt sich das Studium wie ein endloser Berg an: zu viel Stoff, zu wenig Energie, zu viele Zweifel. Vielleicht fragst du dich, ob das alles überhaupt zu dir passt. Vielleicht denkst du sogar daran, ganz aufzuhören. Doch bevor du gehst – erinnere dich daran, warum du angefangen hast.
Du hast dich für ein Studium entschieden, weil du etwas bewegen willst. Weil du lernen, wachsen und später selbstbestimmt leben möchtest. Und auch wenn es sich im Moment schwer anfühlt: Dieses Ziel ist noch immer möglich. Ein Studienabbruch kann ein Ausweg sein – aber er muss es nicht sein. Manchmal braucht es nur einen kleinen Schritt zurück, eine Pause, ein klärendes Gespräch mit der Studienberatung oder jemandem, der dir zuhört. Und manchmal reicht schon die Erinnerung: Ich darf Zeit brauchen. Ich muss nicht perfekt sein. Und ich darf trotzdem weitermachen. Viele Studierende stehen irgendwann an diesem Punkt. Und viele entscheiden sich, weiterzugehen – mit neuem Mut, besserer Unterstützung und dem Wissen: Ich mache das für mich.
Du darfst zweifeln. Aber gib dir selbst noch eine Chance.
Dein Studium kann dein Weg sein – vielleicht nicht perfekt, aber ganz besonders.
- Heublein, U., Hutzsch, C. & Schmelzer, R. (2022): Die Entwicklung der Studienabbruchquoten in Deutschland. DZHW Brief 05|2022. Hannover: Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). Online verfügbar unter: https://www.dzhw.eu/pdf/pub_brief/dzhw_brief_05_2022.pdf. Zugriff am: 03.06.2025 ↩︎
- Statistisches Bundesamt (Destatis): Mehr als jede zehnte Person bricht Studium innerhalb der ersten drei Semester ab. Pressemitteilung Nr. 200 vom 15.05.2024. Online verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/05/PD24_200_213.html. Zugriff am: 03.06.2025 ↩︎
- Heublein, U. et al. (2017): Zwischen Studienerwartungen und Studienwirklichkeit. Ursachen des Studienabbruchs, beruflicher Verbleib der Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher und Entwicklung der Studienabbruchquote an deutschen Hochschulen. Forum Hochschule 1/2017. Hannover: Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW). Online verfügbar unter: https://www.dzhw.eu/pdf/pub_fh/fh-201701.pdf. Zugriff am: 03.06.3035 ↩︎
- Schmidpeter, Julian (o. J.): Studienabbruch oder Fachwechsel: Was passt zu mir? Online veröffentlicht auf: e-fellows.net. Verfügbar unter: https://www.e-fellows.net/studium/studienabbruch-fachwechsel.Zugriff am: 03.06.2025 ↩︎